Frau Rodoni, die Mobiliar hat bei unserem ersten Top-Versicherungen-Ranking in 10 von 28 abgefragten Kategorien den ersten Platz erreicht. Glückwunsch dazu! Was macht die Mobiliar besser als andere?

Wir sind eine Genossenschaft. Unsere Kundinnen und Kunden stehen daher im Fokus unseres Tuns. Sie können auf unseren Fünf-Sterne-Service zählen, digital und persönlich. Unsere gelebte Nähe zur Kundschaft ist dabei ein wichtiger Erfolgsfaktor. Die dezentrale Organisation mit unseren selbstständigen Generalagenturen, die einen eigenen Schadendienst anbieten, ist unser Alleinstellungsmerkmal. Wir haben achtzig Generalagenturen und damit achtzig lokale Schadenzentren. Diese wickeln über 90 Prozent der Schäden vor Ort ab.

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Warum aber hat die Mobiliar jüngst beschlossen, den Bereich Geschäftsentwicklung aufzulösen? Gehen Sie damit nicht das Risiko ein, den Anschluss zu verpassen?

Innovationen müssen im ganzen Unternehmen verankert sein. Und zwar so nahe wie möglich an unserem Kerngeschäft, den Versicherungen und der Vorsorge. So können wir für unsere 2,3 Millionen Kundinnen und Kunden noch bessere Angebote und Services bereitstellen. Mit Zukunftsszenarien und Trends befassen wir uns in der neuen Einheit Strategie & Portfoliomanagement, die direkt bei mir angesiedelt ist.

 

«Wir wollen dazu beitragen, die Folgen des Klimawandels abzufedern.»

Michèle Rodoni, CEO Mobiliar

Anlässlich der Rekrutierung von Alex Flückiger zum neuen Finanzchef hiess es seitens der Mobiliar, er sei mit dem «genossenschaftlichen Gedankengut» vertraut und passe dadurch ideal zur «starken Kultur der Mobiliar». Könnten Sie beides bitte kurz erläutern?

Alex Flückiger ist derzeit CFO der Pax, die ebenfalls als Genossenschaft organisiert ist. Als Unternehmen mit genossenschaftlicher Verankerung denken und handeln wir langfristig. Wir wollen unseren Gewinn optimieren, nicht maximieren. Auch in unseren Werten spüren wir das genossenschaftliche Gedankengut: menschlich, nah, verantwortungsvoll.

Die Werbekampagne mit den Schadenskizzen gilt als eine der erfolgreichsten und längsten des Landes. Werden wir auch künftig wieder neue Skizzen sehen?

Wir haben kürzlich das 25-Jahr-Jubiläum unserer Dachkampagne gefeiert. Darauf sind wir sehr stolz! Sie hat sich in all den Jahren massiv weiterentwickelt, selbst wenn das Konzept gleich geblieben ist. Wir nutzen heute auch künstliche Intelligenz, um unsere Werbung aktuell zu halten und den jeweiligen Zeitgeist auszudrücken. Solange wir die Schweiz mit unseren Schadenskizzen und Spots begeistern, machen wir weiter. An Ideen und Inspirationen fehlt es uns nicht.

2026 ist die Mobiliar 200 Jahre alt. Wie wird sie das Jubiläum feiern?

Wir werden zum Jubiläum verschiedene Initiativen und Projekte umsetzen – für die Mitarbeitenden, die Kundinnen und Kunden und für die ganze Gesellschaft. Mehr verraten wir noch nicht! Nur etwas kann ich schon sagen: Der Mobiliar-Campus Appenberg im Emmental wird ein Leuchtturmprojekt sein. Die Mobiliar hat das Seminarzentrum Appenberg gekauft und realisiert dort nun ein Zentrum für lebenslanges Lernen, Innovation, Kultur und Netzwerke. Das Zentrum wird öffentlich sein.

Was kann das «Mobi-Chat-GPT», das den Mitarbeitenden die tägliche Arbeit erleichtern soll, und wie kommt es bei den Mitarbeitenden an?

Das Mobi-Chat-GPT ist unsere eigene, datenschutzkonforme Version von Chat GPT. Im Moment geht es darum, dass sich die Mitarbeitenden mit dieser Technologie befassen. Es ist unser Ziel, sie mit auf die Reise mit den KI-gestützten Tools zu nehmen und aus den Erfahrungen in verschiedenen Bereichen zu lernen, bei welchen Tätigkeiten wir dadurch effizienter werden. Über die Hälfte der Mitarbeitenden nutzt Mobi-Chat-GPT regelmässig – sei es zum Generieren von Ideen oder von E-Mail-Entwürfen.

Was steht für die kommenden Jahre ganz vorne auf der Roadmap der Mobiliar? KI oder der Klimawandel, der gerade durch neue Studien erneut an Brisanz gewonnen hat?

Der Klimawandel fordert uns in mehrfacher Hinsicht heraus. Das dritte Mal in Folge waren wir im Sommer 2023 von überdurchschnittlich hohen Elementarschäden betroffen. Hitzesommer, Trockenperioden und Starkniederschläge nehmen zu. Darunter leidet auch die Lebensqualität. Schwammstadtprojekte sind eine Antwort auf solche Probleme: Die Stadt der Zukunft speichert Regenwasser wie ein Schwamm. Das reduziert das Risiko von Überschwemmungen, führt zu weniger heissen Plätzen und wertet so Lebensräume auf. Es geht also um Prävention und Resilienz – zwei Schwerpunktthemen unserer Nachhaltigkeitsstrategie. Als Genossenschaft nehmen wir unsere Verantwortung gegenüber der Gesellschaft wahr. Wir wollen dazu beitragen, die Folgen des Klimawandels abzufedern, und unterstützen deshalb Schwammstadtmassnahmen in verschiedenen Schweizer Städten.

Dieses Interview erschien erstmals am 18. April 2024 in der Handelszeitung im Spezial Top Versicherungen.

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